Im Naturtheater Grötzingen beginnt am heutigen Samstag die neue Spielzeit – „Romeo und Julia“ und „Ronja Räubertochter“ warten auf das Theaterpublikum

Sie freuen sich, wenn’s endlich losgeht: (von links) Komponist Magnus Reichel, Regisseur Lars Kajuiter, Regisseur Jürgen Lingmann, Bühnenbilderin Kathrin Younes. Bild: Katja Eisenhardt, Nürtinger Zeitung

AICHTAL. Seit 65 Jahren wird auf dem Grötzinger Galgenberg Theater gespielt, gut 20 000 Zuschauer sind es pro Jahr. Heute Abend ist es wieder so weit: Dann fällt der Startschuss für die zehnwöchige Spielzeit, die am 18. August endet. Insgesamt 34 Vorstellungen warten in dieser Zeit auf die Theaterfans, darunter drei Gastspiele.

Den Auftakt macht am heutigen Samstagabend Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“. Für die Vorstellungen auf dem Galgenberg entschied sich Regisseur Jürgen Lingmann, der zudem Schauspieler und Choreograf ist, für die Übersetzungsfassung von Shakespeare-Forscher Frank Günther. Seit einigen Jahren ist Jürgen Lingmann im Naturtheater für die Choreografie der Bühnenkämpfe zuständig, zuletzt im vergangenen Jahr für die Fechtszenen beim „Mann mit der eisernen Maske“.

„Das wird kein ,Romeo und Julia‘ im klassischen Sinn. Bei uns sind Action, Spannung und auch lustige Elemente enthalten“, verrät Naturtheater-Pressesprecher Kai Feldmaier, der selbst im Erwachsenenstück mitspielt. „Auch das Kostümdesign ist nicht rein klassisch, sondern jeweils passend für die unterschiedlichen Rollen oder auch deren Alter. So sind die Kostüme für die jungen Leute teils sehr modern, für die älteren Rollen und Figuren wieder klassisch“, ergänzt Jürgen Lingmann.

Am morgigen Sonntag feiert mit „Ronja Räubertochter“ das Kinderstück Premiere. Der Klassiker von Astrid Lindgren wurde bereits 1997 auf dem Galgenberg aufgeführt. „Im diesjährigen Kinderstück sind eine der Herausforderungen die zahlreichen Szenen- und Ortswechsel. Wir haben etwa 40 kurze Szenen, die schnelle Übergänge erfordern. Außerdem spielt die Musik eine wichtige Rolle im Stück“, erklärt Regisseur Lars Kajuiter, der aktuell einen Vollzeitjob als Theaterpädagoge am Theater Baden-Baden innehat.

Ein Shakespeare-Stück ist schon sprachlich eine Herausforderung

„Ein Shakespeare-Stück ist für uns eigentlich etwas außer der Reihe. Das ist allein schon sprachlich eine Herausforderung“, berichtet die künstlerische Leiterin Kerstin Schürmann, die im Erwachsenenstück selbst die Rolle von Julias Amme übernimmt. Die beiden Hauptrollen übernehmen Ronja Feldmaier (18) und Johannes Scheufele (17), die in diesem Jahr erstmals im Erwachsenenstück mitspielen.

Die passende Fassung zu finden, habe etwas gedauert, sagt Regisseur Jürgen Lingmann, „das ist eine ganz wesentliche Entscheidung“. Es sei nun keine romantische geworden, sondern mit jener von Frank Günther eine, die Shakespeare dem derben Volkstheater zuordne und das auch zum Ausdruck bringe. 136 Seiten habe die Originalfassung gehabt, auf 70 wurde diese zusammengekürzt. Bei der ersten Leseprobe im November hätten die Schauspieler schon noch etwas geschluckt, allein schon die klassische Sprache galt es zu verstehen. Nach und nach kam dann allerdings die Sicherheit, die ausgefeilten Dialoge sitzen.

Insgesamt 80 Darsteller zwischen neun und 80 Jahren sind bei beiden Stücken mit von der Partie, einige in einer Doppelrolle. Für das Bühnenbild beider Stücke ist erstmals Kathrin Younes verantwortlich: „Die Ausstattung der großen Bühne war eine Herausforderung. Zwischen den beiden Stücken gibt es inhaltliche Parallelen, die sich im Bühnenbild verarbeiten lassen. Das zentrale Element ist beispielsweise die große Burg in Ronja Räubertochter, die bei Romeo und Julia zum Palazzo wird.“

Für das Schneidern der vielen Kostüme war in bewährter Weise das Team um Helga Puth zuständig. Für das Kostümbild bei „Romeo und Julia“ ist Petra Hoksbergen verantwortlich, bei „Ronja Räubertochter“ Heike Pautkin. Die Maske von je 40 Spielern übernehmen bei den Vorstellungen Melanie Walz (Erwachsene) und Verena Kleinknecht (Kinder) samt Teams. Die Musik beider Stücke hat wie im vergangenen Jahr Kompositionsstudent Magnus Reichel komponiert, der derzeit in den Niederlanden studiert: „Ich konnte mich hier künstlerisch ausleben, das ist wirklich toll. Man muss für die verschiedenen Genre flexibel sein.“ Tanz-Choreografin bei „Romeo und Julia“ ist Nadine Ehrenreich.

„Die Produktionen werden immer aufwendiger. Dazu kommt das Alter unserer Spielstätte. Wir sind künftig immer mehr auf die Unterstützung der Kommune und des Landes angewiesen, damit das alles noch in gewohnter Qualität zu stemmen ist“, betont Finanzvorstand Klaus Herzog. „Wir müssen hier neue Wege gehen und haben uns diesmal erstmals auf Sponsorensuche begeben.“ Zudem seien weitere ehrenamtliche Helfer bei der Galgenberg-Theaterfamilie jederzeit willkommen.

Alle weiteren Informationen, unter anderem zum Kartenverkauf, unter www.naturtheater-groetzingen.de

Spielzeiten und Extraprogramm


„Romeo und Julia“ wird jeweils samstagabends um 20.30 Uhr gezeigt sowie freitags am 26. Juli und 16. August um 20.30 Uhr, außerdem am Mittwoch, 10. Juli, um 15 Uhr. Am Samstag, 15. Juni, wartet die „Romantische Nacht“ mit Musik und Feuershow auf, am Samstag, 22. Juni, gibt es bei der „Schwäbischen Nacht“ einen Rabatt von 30 Prozent.  „Ronja Räubertochter“ wird sonntags um 15 Uhr gespielt. Eine geschlossene Vorstellung gibt es am Sonntag, 30. Juni, um 15 Uhr. Kleine und große Nachtschwärmer kommen am Freitag, 2. August, bei der einzigen Abendvorstellung um 20.30 Uhr auf ihre Kosten. Mittwochs wird das Kinderstück am 3. Juli (15 Uhr), 10. Juli (9.30 Uhr), 17. Juli (9.30 Uhr und 15 Uhr) sowie am 7. August (15 Uhr) gespielt.
Zur Spielzeit 2019 zählen neben den beiden Eigenproduktionen drei Gastspiele: Mathias Richling kommt am Freitag, 28. Juni, ins Naturtheater, die Musical-Night steht am Freitag, 12. Juli, auf dem Programm, das Theater Lindenhof zeigt den „Zerbrochenen Krug“ am Freitag, 19. Juli – alle Veranstaltungen beginnen um 20.30 Uhr.

Veranstaltungen

Romeo und Julia

Erleben Sie das wohl bekannteste und beliebteste Liebespaar der Literatur auf unserer Freilichtbühne. Nach William Shakespeare.

Ronja Räubertochter

Eine Geschichte von Freundschaft, Freiheit und Liebe nach dem gleichnamigen Kinder- und Jugendbuch von Astrid Lindgren.

Richling und 2084

Bei Mathias Richling tritt das Polit-Personal zum Test auf Zukunftstauglichkeit an. Das neue Programm von Mathias Richling ist nicht science fictional : es spiegelt - dramatisch genug - die Zukunft im Heute wider.

Musical Night 2019

Die größten Hits aus den erfolgreichsten Musicals, präsentiert vom internationalen Starensemble der Set Musical Company!

Der zerbrochne Krug

Was durch die mit kerniger und zugleich feinziselierter Sprache ausgestatten Volksfiguren wie eine Provinzposse um Wahrheit und Lüge daherkommt, erweist sich im Kern als ein heute noch gültiges Verwirrspiel um Macht und Machtmissbrauch.