Im Naturtheater Grötzingen laufen die Vorbereitungen für das anstehende Premierenwochenende auf Hochtouren. Gespielt werden in dieser Saison „Die kleine Hexe“ und „Ein Sommernachtstraum“.
AICHTAL. Es ist ein fleißiges Gewusel im Grötzinger Naturtheater: Auf der Bühne hört man es bohren und hämmern, denn flinke Hände verleihen der Kulisse den letzten Feinschliff. Eifrig geht es auch hinter der Bühne zu. Requisiten werden an Ort und Stelle gebracht, Kostüme werden fertig genäht und wichtige Absprachen mit der Spielschar getroffen. Die Vorfreude ist regelrecht spürbar – kommendes Wochenende wird mit „Die kleine Hexe“ und „Ein Sommernachtstraum“ die Spielzeit 2022 eingeläutet.
„Alles in allem sind wir was Corona angeht gut durch die Endprobenzeit gekommen“, resümiert Kerstin Schürmann, künstlerische Leiterin und Regisseurin des diesjährigen Kinderstücks „Die kleine Hexe“. „Fast jeder war in den letzten Monaten mindestens einmal in Quarantäne, daher mussten wir oftmals spontan koordinieren, wann wir welche Szene proben. Das hat aber so weit gut geklappt“, ergänzt sie. Nun stehe dem Premierenwochenende nichts mehr im Wege.
Die vergangene, durchaus turbulente Zeit verlangte der Spielschar auf vielen Ebenen einiges an Flexibilität und Optimismus ab. Nachdem vor zwei Jahren die Spielzeit pandemiebedingt komplett ausfiel, gelang es dem Naturtheater letztes Jahr als einer der wenigen Theaterbühnen, mit „Robin Hood“ – trotz der unklaren Lage und der limitierten Ausnutzung des Zuschauerraums – durch die Saison zu kommen. Dank der großen Spendenbereitschaft und Treue der Zuschauer konnte diese schwierige Zeit überwunden werden. Nun kehrt das Ensemble für die Spielzeit 2022 in alter Form mit zwei Inszenierungen zurück: Mit Otfried Preußlers „Die kleine Hexe“ und William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ unter der Regie von Jürgen Lingmann finden zwei Klassiker den Weg auf die Freilichtbühne.
Bei den ersten Proben war das Tragen einer Maske obligatorisch
„Im Vorjahr hatten wir es mit Hybrid-Proben versucht, das hat aber leider nicht funktioniert“, erzählt Kerstin Schürmann. Für die 40 Spieler des Kinderstückes konnten dieses Jahr die Räumlichkeiten der Grundschule Grötzingen zur Verfügung gestellt werden. In den ersten zwei Monaten war die Probe obligatorisch mit Maske. Durchaus herausfordernd, ist doch das Schauspielern auch maßgeblich vom mimischen Ausdruck geprägt. „Manche habe ich ohne Maske zuvor noch nie schauspielern sehen“, erzählt die Theaterpädagogin.
Über ein halbes Jahr lang erarbeitete die Spielschar die einzelnen Rollen rund um die kleine, abenteuerlustige Hexe und ihren Raben Abraxas. Neben dem Gemeinschaftlichen entstand auch ein intensiver Prozess der eigenen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Rolle: Charakterliche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede wurden ausfindig gemacht und spielerisch ausprobiert. Was ist typisch für eine Sumpfhexe, was unterscheidet sie von einer Wind- oder Feuerhexe? Und wie läuft eigentlich ein Rabe?
Das gemeinsame Arbeiten im 40-köpfigen Ensemble sei, so Schürmann, für die Kinder auch mit vielen Lernerfahrungen verknüpft: „Sie lernen, diszipliniert zu sein, Verantwortung zu tragen – sei es für die Kostüme oder für ihre Mitspieler.“ Spannend sei zu beobachten, wie es nicht nur um das Theaterspielen an sich gehe: „Vielmehr ist es auch eine Persönlichkeitsentwicklung, die stattfindet“, ergänzt Jürgen Lingmann. Das Theater als Ort, an dem man einfach so sein kann wie man ist und in neue Rollen schlüpfen darf.
„Das Besondere hier im Naturtheater sind die unterschiedlichen Menschen. Gemeinsam arbeiten wir ihre individuellen Stärken heraus“, beschreibt Lingmann, der nun in der dritten Saison dabei ist. „Bei der Stückauswahl war uns wichtig, dass es zur jungen 25-köpfigen Spielschar des Erwachsenenstücks passt und zusätzlich auch unterhaltsam ist“, so der Regisseur.
William Shakespeares Kult-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ besitzt eine zeitlose Thematik, die in ihrer Vitalität dem jungen Ensemble zusagt. Das Stück dreht sich rund um die im antiken Athen stattfindende Hochzeit des Herrscherpaares Theseus und Hippolyta. Der angrenzende verzauberte Wald wird zum Schauplatz für das Verwirrspiel zweier verliebter Paare und verspricht humorvolle Unterhaltung. „Shakespeare hat volksnahes Theater kreiert – auf amüsante Art werden universelle Themen wie Liebe und Macht angesprochen“, konkretisiert Jürgen Lingmann.
Von verschiedenen Versformen bis hin zur Prosa: Die charakteristische Shakespeare’sche Sprache habe auch eine Mehrarbeit in der Erschließung der einzelnen Rollen bedeutet. Einige der Schauspieler kamen bereits 2019, als „Romeo und Julia“ inszeniert wurde, in Berührung mit dieser literarischen Sprache. Das gemeinsame Erarbeiten im Ensemble erfolgte zunächst schrittweise, indem von Satz zu Satz der Text genauestens unter die Lupe genommen wurde. „Das Verständnis von Sprache mit einer rollenspezifischen Haltung zu füttern und so zur Figur zu kommen, ist ein Umweg – er hat aber auch seinen Reiz“, so der Regisseur.
Am Tag der offenen Tür Ende Mai, der nach zweijähriger Zwangspause wieder stattfinden konnte, gab das Ensemble bereits kleine Probeneinblicke in beide Stücke vor Publikum. Die Resonanz sei durchweg positiv gewesen und der Andrang, auch wenn es witterungsbedingt kleinere Unterbrechungen gegeben habe, sei groß gewesen.
Der Spielplan ist gut gefüllt – auch mit Gastspielen anderer Künstler
„Mit diesen, dank unseren engagierten Regisseuren, modernen Inszenierungen blicken wir motiviert in die kommende Spielzeit“, betont Vereinsvorsitzender Klaus Herzog. Der Spielplan ist bis Ende August gut gefüllt, denn auch dieses Jahr zeigen namhafte wie lokale Künstler ihre Gastspiele auf der Freilichtbühne. Neben der beliebten „Musical Night 2022“ der Set Musical Company am 24. Juni wird nun auch die Bühne für einen regionalen Austausch geöffnet: Das Plüderhausener Theater hinterm Scheunentor inszeniert am 1. Juli das Kultstück „Blue Lagoon“ und anlässlich des 40-Jahre-Bühnenjubiläums präsentiert am 8. Juli Bernd Kohlhepp sein Programm „Vierzick“. Der Erlös des am 22. Juli stattfindenden Benefiz-Konzerts „Help & Music“ von sozial engagierten Blasmusikern wird an krebskranke Kinder und Kinder aus der Ukraine gespendet.
„Wir sind über die Corona-Jahre mit einem blauen Auge davongekommen und hoffen nun auf eine wieder normale Spielzeit“, unterstreicht Klaus Herzog. Man freue sich auf strahlende Kinderaugen und unterhaltsame Stunden mit allerlei Theatermagie und Hexenzauber.
Am kommenden Samstag, 11. Juni, findet die Premiere zu „Ein Sommernachtstraum“ um 20.30 Uhr statt, am Sonntag, 12. Juni, die Premiere zu „Die kleine Hexe“ um 15 Uhr. Die Spielzeit dauert bis 21. August.
Weitere Infos unter www.naturtheater-groetzingen.de; Kartenvorverkauf bei Schreibwaren Etzler, im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung oder an der Theaterkasse vor Ort, Telefon (0 71 27) 5 03 80, E-Mail vorverkauf@naturtheater-groetzingen.de; Kartenbestellung online bei Reservix
Veranstaltungen
Ein Sommernachtstraum
Komödie von William Shakespeare inszeniert von Jürgen Lingmann (Romeo & Julia, Robin Hood)
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