Pressemitteilung vom 14.01.2025
AICHTAL-GRÖTZINGEN. Nach einigen Szenen ging es einfach nicht mehr. „Mitten auf der Bühne war ein richtiger See. Wir mussten die Hauptprobe eins des Glöckners von Notre Dame am Sonntag abbrechen“, sagt Kerstin Schürmann, die künstlerische Leiterin des Naturtheaters Grötzingen. Svenja Hasenberg, Vorstandsmitglied und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, ergänzt: „Das ist in den vergangenen 25 Jahren noch nicht vorgekommen.“
Die Proben waren feucht und es war Improvisation gefragt. Davon kann auch Katharina Mayrhofer, die Regisseurin des Kinderstücks „Emil und die Detektive“, ein Lied singen. Sie wohnt in München. Die Anreise gestaltete sich während der Probezeit oft sehr beschwerlich: „Erst war Schneechaos, dann Bahnstreik und jetzt das Hochwasser“, sagt Mayrhofer, die zum Pressegespräch per Video zugeschaltet wird. Auch die Hauptprobe am Abend des Pressegesprächs wird sie nur digital verfolgen können.
Doch auch wenn der Regen am Sonntag nur so heruntergeprasselt ist, scheint die Spielfreude grenzenlos zu sein, wie ein Video zeigt. „Die Energie war Wahnsinn“, sagt Marco Beck, Regisseur beim „Glöckner von Notre Dame“. Während des Gesprächs springt immer wieder eine Säge an. An den Kulissen wird fleißig gearbeitet. Einiges muss noch bemalt werden. „Der Regen hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Schürmann. Doch nervös werden die Verantwortlichen nicht: „Auf der Zielgeraden wird alles fertig sein“, sagt Hasenberg. Es sei ein Riesenaufwand, das alles ehrenamtlich aufrechtzuerhalten, ergänzt Schürmann. Was die Zuschauer eher nicht sehen: Auch hinter den Kulissen ist seit November einiges passiert. „Das Bühnenbild wird generalüberholt“, sagt die Pressesprecherin. Dort, wo vorher ein Holzgerüst stand, steht nun ein Gerüst aus Metall.
Keine Disney-Variante des Glöckners von Notre Dame
Gezeigt wird dieses Jahr „Der Glöckner von Notre Dame“ und Erich Kästners Klassiker „Emil und die Detektive“. Ersteres Stück feiert am Samstag, 8. Juni, um 20.30 Uhr seine Premiere. „Es ist nicht die Disney-Variante, sondern sehr nah am Roman Victor Hugos orientiert“, sagt Hasenberg. Esmeralda sei die zentrale Figur und es sei ein Stück für Erwachsene. „Es gibt relativ brutale Szenen, die aber nicht in letzter Konsequenz ausgeführt werden“, erklärt Regisseur Beck. Es sei eine Version, die zum „Mitfühlen“ anregt. Das Stück habe aber auch einen hohen Unterhaltungswert. Nach dem „Sommernachtstraum“ und „Sherlock Holmes“ sei es ein Experiment. Es gehe eher in die Richtung des 2016 gespielten Stückes „Die Päpstin“: „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Schürmann. Sie ergänzt: „Man wird beim Glöckner mit einigen Fragen nach Hause gehen.“ Perfekt dazu passe die eigens dafür komponierte Musik von Magnus Reichel. „Er hat eine Theatersinfonie geschrieben, das macht eine ganz neue Ebene auf“, sagt Hasenberg.
Band spielt Themensong im „Emil“
Im Stück „Emil und die Detektive“ (Premiere: 9. Juni, 15 Uhr) spielen einige Kinder als Live-Band sogar einen eigenen Themen-Song, für den ebenfalls Reichel verantwortlich ist. „Es ist ein Stück für Kinder von Kindern“, sagt Regisseurin Mayrhofer. Nur wenige Erwachsene spielten mit. „Die Kinder spielen die tragende Rolle“, sagt die Regisseurin. Der 14-jährige Emil-Darsteller (Emil Rilli) sei bis auf drei Verschnaufpausen durchgehend auf der Bühne präsent. Es sei ein „positives, hoffnungsvolles Stück“. Die Botschaft laute: „Werdet aktiv, steht für euch ein.“ Mayrhofer ist ganz begeistert von den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern: „Sie wissen genau, was sie tun.“ Während die Erwachsenen im Stück beige und braune Farbtöne tragen, mischen sich in das Outfit der Kinder neonorangenfarbene Tupfer.
Nachwuchsprobleme plagen das Naturtheater Grötzingen ohnehin nicht. Für Hasenberg ist das Gelände in Grötzingen fast ein „magischer Ort“: Auch außerhalb der Spielzeit bestehe die Gemeinschaft fort. Ihre Kinder spielen in den aktuellen Stücken mit. Gerade die jährlichen Übernachtungen im Theater seien ein echter Höhepunkt. „Ein Jahr ohne Theater kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt auch Schürmann.
Handlungsbedarf hat der Verein vielmehr bei den älteren Semestern: „Von 30 bis 80 ist jeder und jede hochwillkommen“, sagt die künstlerische Leiterin. Der Vorverkauf gerade beim Kinderstück laufe sehr gut, auch beim „Glöckner“ gebe es einige Reservierungen. Da werde aber immer häufiger der Besuch spontan geplant.
Am Samstag, 15. Juni, wird es wieder eine „Schwäbische Nacht“ mit 30 Prozent Rabatt auf alles geben. Am 27. Juli steht eine „französische Nacht“ auf dem Programm. Die einzige Abendvorstellung des Kinderstücks „Emil und die Detektive“ findet am 2. August statt. Bereits ausverkauft ist das Gastspiel von „Hillu’s Herzdropfa“. Die Einnahmen werden an krebskranke Kinder gespendet. Noch Karten gibt es für die Simon&Garfunkel-Revivalband (28. Juni) und die A-Cappella-Comedynacht „Herr Hämmerle & Füenf“ (5. Juli). Ziel ist es, an den Erfolg des vergangenen Jahres anzuknüpfen. Mehr als 25.000 Gäste sind damals gekommen. „Das war ein absoluter Rekord“, sagt Schürmann.
Auch hinter den Kulissen gibt es zahlreiche Helfer
Just am Tag des Pressegesprächs haben sich auch die Regenwolken verzogen. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen für die neue Spielzeit. Rund 70 Spieler umfassen beide Ensembles. Auf den Sitzplätzen hängen die Stoffbahnen zum Trocknen. Drunten auf dem Platz ist es angenehm warm und Notre Dame, mit seiner Glocke, sieht jetzt schon recht beeindruckend aus. „Der Turm ist acht Meter hoch“, sagt Schürmann. Für den Bühnenbau gibt es mit Michi Mainzer, Jakob Daum und Nikolas Skempes ein eigenes Team. Constanze Gaißmaier hat das Bühnenbild entworfen. Die Kostüme haben Heike Pautkin (Glöckner) und Sophie Tautorus (Emil) kreiert. Sophia Petermann führt Regie in der Maske und die Frisuren hat Saskia Stumpf gestaltet. Und wenn dann noch das Wetter ein bisschen mehr mitspielt, dann dürfte einer abermals erfolgreichen Spielzeit nichts im Weg stehen.
Die Freilichtsaison dauert vom 8. Juni bis 18. August. Insgesamt gibt es 14 Vorstellungen „Der Glöckner von Notre Dame“ und 17-mal „Emil und die Detektive“. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.naturtheater-groetzingen.de
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