Am Sonntag wurde die Premiere des Kinderstücks gefeiert. Die clevere Bühnenadaption des von Erich Kästner verfassten Kinderbuch-Klassikers zieht Jung und Alt in ihren Bann.

GRÖTZINGEN. Eine Zugfahrt, die es in sich hat: Erst trifft der junge Emil Tischbein auf eine zwielichtige Gestalt und dann ist auch noch plötzlich das Geld weg. Gerechtigkeit muss sein, findet Emil und macht sich in Berlin auf die Suche nach dem Halunken. Unterstützung bekommt er nicht nur von einem ermittelnden Pony. Gleich eine ganze Kinderbande steht voll und ganz hinter ihm – da kann die Jagd nach dem Dieb nur spannend werden.
Bühne frei für die Kinderspielschar des Naturtheaters Grötzingen: Am Sonntag wurde dort groß die Premiere des diesjährigen Kinderstückes gefeiert. Die Bühnenadaption des von Erich Kästner verfassten Literaturklassikers „Emil und die Detektive“ überzeugt durch ausdrucksstarke Charaktere und eine eingespielte, begeisternde Spielschar. Regisseurin Katharina Mayrhofer gelingt es mit dieser Inszenierung die zentralen Themen Freundschaft und Zusammenhalt mit durchdachten Gemeinschaftsszenen und verspielten Details kindgerecht auf die Freilichtbühne zu bringen.
Mitreißende Musik ergänzt das Stück
Ein dynamisierender Beat mit Tröte, dazu Klänge von allerlei Instrumenten, von E-Piano, Querflöte bis zum Saxofon: Zur Eröffnungsszene tritt die junge Spielschar geschlossen auf die Bühne und leitet musikalisch und rappend in das Geschehen ein. Und das Publikum klatscht begeistert mit.
Gezeigt wird dann eine Bahnhofssituation samt passender Ortsangabe im Hintergrund. Die ausgeklügelten umklappbaren Lettern werden auch im weiteren Verlauf der Geschichte die jeweiligen Örtlichkeiten anzeigen. Mutter Tischbein (Nina Rilli) verabschiedet sich – ganz in Sorge um das Wohl ihres Sprösslings – von Emil, der die Großmutter in Berlin alleine besuchen will. 140 Mark sind es, die der Junge seiner Oma überbringen soll, 20 davon gehören ihm. Im Zug macht er dann die Bekanntschaft mit einem skurril anmutendem Mann, der ihm nicht nur so manch sagenhafte Geschichte über die Großstadt Berlin erzählt. Er ist es auch, der ihn seiner 140 Mark berauben wird.
Wo sind die 140 Mark geblieben?
In Berlin wartet nicht nur Großmutter Heimbold (Elke Berner), sondern auch die zwei Cousinen Pony (Julie Fouqué) und Hütchen (Helena Aust) auf Emil. Der jedoch möchte dem dreisten Dieb namens Herr Grundeis auf die Schliche kommen und trifft dabei auf Gustav mit der Hupe (Til Kleinknecht) und Anton mit der Lupe (Remo Hasenberg). Die wiederum mobilisieren ihre abenteuerlustigen Freunde und es entsteht eine Kinderbande, die den Täter auf meisterhafte Weise observiert und ihm nachschnüffelt. „Ich bin kolossal dankbar“, sagt Emil über die entstehende Gruppendynamik.
Zunächst wird kollektiv Geld gesammelt für den aus Neustadt stammenden und in der Großstadt gestrandeten Provinzling. Spionage wie bei den Großen will erst einmal gelernt sein. Wer übernimmt welche Funktion, wer besetzt die Zentrale, bündelt die Beobachtungen, informiert die anderen und vor allem: Wer holt die Stullen von zu Hause zur allgemeinen Verpflegung? In der Zwischenzeit haben sich auch Emils Cousinen Pony und Hütchen aus purer Neugierde dem jungen Ermittlerteam angeschlossen. „Wenn wir dem Dieb das Geld stehlen, sind wir genauso schlecht wie er“, ruft die „Professorin“ (Lea Neumeister) dazwischen. Freiwillig sollte er es herausrücken: „Justiz und Verstand sind Gegensätze, sagt unser Vater“, wirft der „Studienrat“ (Mats Rilli) dazu ein.
Emil Rilli ist Emil Tischbein
Getragen wird das Bühnengeschehen durch Emil Rilli, der seine Rolle als Emil Tischbein souverän mit jugendlichem Esprit und gleichzeitiger Ernsthaftigkeit ausfüllt. Leander Aust als zwielichtiger Dieb Herr Grundeis überzeugt mit einer durchweg nuancierten Mimik und Gestik, die seiner unverkennbaren Figur die gewisse Prise Skurrilität verleiht. Und Dorin Sautter als Kleiner Dienstag in der nicht ganz so spannenden Telefonzentrale beschert mit seinem ausdrücklich gelangweilten Charakter dem Bühnengeschehen eine große Portion Humor. Ergänzt werden die Figuren durch ein eingespieltes Jung-Ensemble, das als Kinderbande geschlossen die gesamte Freilichtbühne einnimmt. „Parole Emil!“, rufen sie sich immer wieder zu.
Auch Regisseurin Katharina Mayrhofer feiert diese Spielzeit Premiere beim Grötzinger Naturtheater. Und bringt allerlei frischen Wind mit: So teilt sie die bei Erich Kästner als eine Person beschriebene Cousine kurzerhand in Pony und Hütchen, zwei charakterlich unterschiedliche Figuren. Auch Gustav und Anton entstehen auf diese Weise und tragen mit ihren rollenspezifischen Eigenschaften zu einem bunten Bühnengeschehen bei. Visualisiert wird das Gesamte durch das Bühnenbild von Constanze Gaißmaier, das Kostümbild von Sophie Tautorus und durch die Maske von Sophie Petermann und Team.
Am Ende beweist das Stück: Nur gemeinsam ist man stark. Jeder und jede für sich trägt dazu bei, die Gerechtigkeit zu verteidigen.
Karten für die Vorstellungen unter www.naturtheater-groetzingen.de.
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