Die gelungene Verschmelzung von Schauspiel, Bühnenbild, Musik, Tanz, Akrobatik, Tontechnik und Lichtdesign erzeugt ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk und begeistert das Publikum im ausverkauften Naturtheater.

Die Premiere des Stücks „Der Glöckner von Notre Dame“ in Grötzingen. Bild: Hans-Günther Driess, Nürtinger Zeitung
»In jeder Hinsicht beeindruckend ist die Inszenierung, die ein prachtvolles Flair von Paris im 15. Jahrhundert zeichnet und die ernste Thematik immer wieder durch Fröhlichkeit und pulsierendes Treiben auflockert.«

AICHTAL-GRÖTZINGEN. „Ohne Wasser von oben ist der Glöckner noch nie gespielt worden“, erwähnte Svenja Hasenberg vom Theatervorstand in ihrer Begrüßung. Zum Glück blieben Starkregen und Gewitter aus, nach der Pause war es trocken und am Horizont bereicherte sogar Abendröte die Szenerie. Auch die Stimmung unter der Theaterkuppel hätte besser nicht sein können. Am Ende gab es minutenlangen Applaus für die Ausführenden.

Aktueller denn je ist in unseren Tagen die Thematik des Bühnendramas nach dem weltberühmten Roman von Victor Hugo (1831). Es ist eine Geschichte über menschliche Abgründe, Missachtung der Menschenwürde, seelische, körperliche und sexuelle Misshandlung, Flucht, Vertreibung und Ausgrenzung, aber auch Zusammenhalt und Liebe. „Die im Stück enthaltenen Vorurteile gegen Mitmenschen entsprechen in keiner Weise dem Geist unseres Theaters“, federte Hasenberg vorsorglich die Darstellung von Ausgrenzung und Gewalt in einigen Szenen ab.

Starker Anfang des Stücks

Einer der stärksten Momente des Theaterstücks ist der gewaltige Start, der eingeläutet wird von den Glockenschlägen der Kathedrale durch Quasimodo. Sie laden die Pariser Bevölkerung ein zum großen Narrenfest auf dem Marktplatz am Dreikönigstag. Durch die Gänge zwischen den Zuschauern strömen sie herbei, die farbenprächtig gekleideten Akteure, während König, Erzbischof und andere Würdenträger die Balustrade vor den stilisierten berühmten Glockentürmen betreten. Sehr passend unterstreicht die Musik des einstimmigen gregorianischen Gesangs diese erste Szene und das Publikum hat das Gefühl, einzutauchen ins Mittelalter, sich quasi selbst in einer Messe in der Kathedrale zu befinden. Abrupt jedoch schwappen Musik und Choreografie um und reißen die riesige Menschenmenge in eine tumultartige Tanzszene mit modernem Klangbild.

Emotionaler Soundtrack

Der Komponist Magnus Reichel hat seinen kreativen Soundtrack am Computer generiert und diesen eng in den Dienst der Handlung gestellt. Die Musik erzeugt Emotionen, unterstreicht die Befindlichkeit der jeweiligen Personen und liefert vielfältige Vorlagen fürs hervorragende Tanzensemble und die brillant tanzende Esmeralda (Samira Mainzer). Die Erzählerfunktion wird weitgehend auf das Ensemble verteilt und somit in der Geschichte durch das Volk getragen. Ein großes Kompliment gebührt den talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern in den Hauptrollen, die weitgehend Berufsschauspielern in nichts nachstehen.

In jeder Hinsicht beeindruckend ist die Inszenierung, die ein prachtvolles Flair von Paris im 15. Jahrhundert zeichnet und die ernste Thematik immer wieder durch Fröhlichkeit und pulsierendes Treiben auflockert.

Regisseur Marco Beck erläutert: „Das Wichtigste für mich ist, dass das gesamte Stück eigentlich keine wirkliche Aussage wird, sondern Menschengeschichten, Menschenabgründe, die Frage nach Moral zwar stellt, aber sie nicht beantwortet. Sie nicht endgültig lösen, sondern sie eigentlich nur hinstellen und dem Zuschauer oder der Zuschauerin die Möglichkeiten geben, die eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.“ Entsprechend lässt er die Protagonisten in der Schlussszene formulieren: Was sind wir Menschen gegen das Schicksal? Wie viel haben wir selbst in der Hand? Welche Liebe darf sich so nennen? Wer hat das Recht zu urteilen über richtig oder falsch? Welche Entscheidungen bestimmen, wer wir sind? Was ist ein Monster, was ein Mensch? Was macht uns böse, was macht uns gut?

Veranstaltungen

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