Christoph Sonntag sinniert, kritisiert und parodiert mit neuer Show „Worldwäid“ im Naturtheater

Christoph Sonntag: Mit Oettinger und Kretschmann im Naturtheater. Bild: Sara Hiller, Nürtinger Zeitung
»Es entsteht schnell ein kurzweiliger Comedy-Abend mit Pointen, die mit rasender Geschwindigkeit daherkommen und die volle Konzentration des Publikums fordern. Sonntag versteht es, mit einem reichhaltigen Repertoire den Abend inhaltlich äußerst vielschichtig zu gestalten.«

AICHTAL-GRÖTZINGEN. „Willkommen auf Flug CS 20-21 mit Worldwäid-Air: Bitte stellen Sie Ihre Ohren in senkrechte Position. Bei möglichem Stimmungsverlust fallen Pointen von der Bühne, kümmern Sie sich gegebenenfalls um Ihren Lachnachbarn“, ertönt es vielversprechend. Ein überdimensionierter Koffer rollt und dreht sich über die Bühne – und Kabarettist Christoph Sonntag tritt hervor.

Die Bühne des Naturtheaters in Grötzingen wird an diesem Freitagabend nicht nur Schauplatz einer kabarettistischen Entdeckungsreise durch sämtliche globale Kulturen, sondern auch Projektionsfläche aktueller politischer Themen und Missstände. Der schwäbische Comedian beweist gewohnt bissigen Humor, gepaart mit einer ordentlichen Portion Situationskomik. Mit seiner direkten Art versteht er es, humoristisch dem aktuelle Zeitgeschehen auf den Zahn zu fühlen, dabei aber auch das ein oder andere Klischee mit einfließen zu lassen.

„Es ist ein vollkommen neues Gefühl, vor echten Menschen zu stehen“, betont Sonntag und schnell wird deutlich, wie sehr dem Kabarettisten der unmittelbare Kontakt zum Publikum gefehlt hat. Maskenpflicht, ausverkaufte Nudeln und dann auch noch diese Quarantäne: Die Corona-Pandemie hatte auch ihn fest im Griff und forderte reichlich Einfallsreichtum – seine freitags stattfindende Kneipentour beispielsweise musste den Gegebenheiten angepasst werden. Sonntag verteilte dazu in jedem Zimmer des Hauses ein Bier und konnte so dennoch umherziehen.

Bei den lange Zeit geltenden Corona-Maßnahmen erscheint ihm die aktuell stattfindende EM fast schon absurd – „wie ein Interrail-Ticket für das Corona-Virus“. Doch es gibt zum Glück auch Hoffnung. Das Zauberwort: Impfstoff. Was wäre eigentlich, wenn ein Schwabe das Vakzin hergestellt hätte? Das wäre nach Christoph Sonntag zwar gratis, jedoch erst 2025 produziert worden.

Apropos Schwaben: Christoph Sonntag machte sich 2019, als die Welt noch kein Covid-19 kannte, mit einem Kameramann auf den Weg, um „Pionier-Schwaben“ global zu erkunden. Mutige Auswanderer, die den schwäbischen Lifestyle in die große weite Welt hinausgetragen haben. Auf seiner Reise sammelte der Kabarettist so einige Erfahrungen: von weißen Socken bei Sandalen-tragenden Senioren-Gruppenreisenden bis zu Sanifair-Coupons und Flugscham.

Nicht fehlen darf natürlich nach der Rückkehr die obligatorische Diashow mit Urlaubserinnerungen – das Ritsch-Ratsch der wechselnden Dias, gefolgt von einem sich stetig wiederholenden „und das ist noch mal der Karl-Heinz“. Ein zustimmendes Raunen geht durch das Publikum: Sonntag schafft es, Alltagsmomente zugespitzt zu parodieren.

Auf seiner Entdeckungsreise in aller Welt geht es unter anderem nach Asien. In elegantem Kimono gekleidet erzählt Christoph Sonntag von außergewöhnlichen Essgewohnheiten, der globalen Relevanz der Outlet-City Metzingen und dem Problem der Umweltverschmutzung – „das Stuttgarter Neckartor ist dagegen ein Lufterholungsgebiet“.

Es entsteht schnell ein kurzweiliger Comedy-Abend mit Pointen, die mit rasender Geschwindigkeit daherkommen und die volle Konzentration des Publikums fordern. Sonntag versteht es, mit einem reichhaltigen Repertoire den Abend inhaltlich äußerst vielschichtig zu gestalten. So greift Sonntag beispielsweise zum Handpuppenspiel und lässt Winfried Kretschmann und Günther Oettinger den Dialog übernehmen. Es geht natürlich auch bei ihnen um das Thema Reisen. Sprachliche Barrieren jedoch erschweren ihr Unterwegssein: „Die Leute verstehen mich nicht, obwohl ich fließend Englisch spreche“, klagt Oettinger – „das passiert mir hier auch immer, Günther, obwohl ich fließend Deutsch spreche“, so Kretschmann.

Christoph Sonntag nimmt das aktuelle Zeitgeschehen genau unter die Lupe – und erkennt allerlei Probleme. Deutschland als digitales Entwicklungsland etwa. „Der Begriff der digitalen Lehre musste an einigen Schulen erstmals im dort verfügbaren Brockhaus nachgeschlagen werden, bevor der Commodore 64 angeschmissen wurde“, so Sonntag. Neben der querdenkerischen Annahme, Bill Gates sei Verursacher der momentanen Krise, sieht Sonntag die Plage der Menschheit vielmehr in Windows 98: „Das verbreitet ein Virus und Deutschland ist glimpflich davongekommen.“

Mit rockigen Klängen und einer E-Gitarre in Form von Baden-Württemberg verabschiedet sich Christoph Sonntag energiegeladen von einem begeisterten Publikum. Er singt von Kehrwoche und gemähtem Rasen – denn den finde man bei „Schwaben all over the world“.

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